So, ein neuer Blogpost, hurra, hurra. Wer tatsächlich noch damit rechnete, dem- oder derjenigen gebührt auf jeden Fall eine symbolische Würdigung als unverschlechterbarem bzw. unverschlechterbarer Optimist_in. Nach diversen zu bewältigenden Lebenskrisen im Jahre zwölf nach Y2K befinde ich mich nicht nur mental, sondern auch rein geografisch betrachtet fernab von da, wo einst “hier” war. Letzterer Betrachtungswinkel verortet mich im wunderbaren Leipzig, in welches ich mich während meines (beinahe) ersten Besuches verliebte, auch wenn selbst zu diesem Zeitpunkt Leipzig für mich lediglich aus Conne Island, dem Rewe am Connewitzer Kreuz, dem Hauptbahnhof und der Vleischerei in Plagwitz bestand. Das und ein nicht zu unterdrückender Lebensverdruss ließen mich dann auch direkt eine Wohnung in einer vollkommen anderen Ecke der Stadt anmieten. Während der letzten Monate in Jena wählte ich meine Mahlzeiten tatsächlich aus einem keine zehn Fertigprodukte umfassenden Pool, der mehrheitlich von Aldi gespeist wurde. Das erklärt zumindest das Fehlen von Rezepten aus dieser Epoche. In Leipzig, das Privileg einer eigenen, von keinerlei Mitbewohnern frequentierten und kontaminierten Küche genießend, gab es dann doch auch oft zwei mal am Tag Gekochtes, allerdings mehrheitlich mit zumindest einer Komponente aus entweder fremdhergestelltem, vor langer Zeit selbst hergestellt und eingefrorenem oder sonst wie unspannendem Ursprung. Und schließlich gab es noch die Kategorie der Gerichte, die bereits verbloggt wurden und aus diesem Grunde keine erneute Würdigung in Form eines eigenen Eintrags erfuhren. Ich gelobe Besserung, aber da eine Nichteinhaltung auch keine Konsequenzen hätte, wird die Zeit zeigen, was schließlich passierte. Achja, da ich es immer noch toll finde, Neuigkeiten mit einem potentiell nicht vorhandenen Publikum zu teilen: ich bin schwanger! Nein, und aus eben diesem Grund – ‘wir’ fliegen zum Mond und mein Traum als Hausfrau und Mutter wartet noch immer auf wenigstens theoretische Erfüllung! – wohnt nun eine Katze bei mir. Ich schreibe “bei” und meine damit nicht “mit”, denn bisher ist das mehr (bzw. ausschließlich) friedliche Koexistenz (wie ich es mir manchmal mit meinen Mitbewohner_innen gewünscht hätte); wenn ich in der Küche bin, ist sie IN der Küche, was den eigentlich gar nicht vorhandenen Platz zwischen Küchenzeile und Wand (!) meint. Die Wohnung ist voller super Katzenaccessoires, ich habe zu investierende Liebe in Hektotonnen-Mengen in mir drin und Florentine genießt das Eremitinnendasein und kuschelt sich lieber an Küchenschränke und Raufasertapete. Das ist bitter, aber wie der Herr, so’s G’scherr. Nunja. Wie dem auch sei. Ich erinnere mich dumpf an eine u.a. bei Norma (dem Discounter, nicht ‘der’ Frau) zu erhaltende Waffelspezialität, nannte sich glaube ich belgische Waffeln und brillierte durch beim Biss sich bemerkbar machende Zuckerbröckchen im Teig. Ich probierte mich bisher einmal an der Waffelproduktion, die Rezepte dazu poppen ja regelmäßig in der Leseliste auf. Die waren jedenfalls nett, aber auch wenn sie belgischen Ursprung oder zumindest die vegane Version dessen propagierten, fehlte genau das. Vor einem dreiviertel Jahr schließlich führte mich ein gemeinsamer Urlaub mit drei meiner Lieblingsmenschen nach Belgien, wo ich dann, vermutlich aus Langeweile, mir eine Waffel an irgendeinem Stand zu Gemüte führte und: die hatte Zuckerstückchen drin. Supergut! Der Sommer kam, der Gedanke an Waffeln verblasste. Am Wochenende schließlich: irgendwer verbloggt ein Waffelrezept. Ein “normales”, Rührteig, keine Zuckerstückchen. Ich so: recherchieren. Und fündig geworden: Lütticher Waffeln, oder, in der langue d’amour: Gaufres de Liège! Und die Ernüchterung: braucht mensch “Perlzucker” für. Gibt’s hier nicht. Egal, Hagelzucker gekauft, der ist um den Faktor 2-3 kleiner. Sorgt sowohl für die Bildung einer Karamellkruste als auch für diese Zuckerbröckchen im Teig. Versuch nur semi-gelungen, da Karamell vorhanden, Bröckchen nur in geringem Maße. Das Rezept habe ich von hier, mein Service besteht darin, es zu übersetzen und einen überflüssigen Einleitungstext zu schreiben. Und die Gaufres de Liège auch im deutschsprachig-veganen Raum bekannt zu machen. Nichts zu danken. Achja, die Konsistenz: funktional. Ich bin noch unschlüssig, ob das so ist, wie ich es will. Also Hefeteig ist’s so oder so, im “Original” kommen jedoch noch Eier mit rein. Werde daher, da ich mir mittlerweile angewöhnt habe, nicht mehr auf Gedeih und Verderb vegan zu kochen, sondern auch mal “nur” vegetarisch (ich freue mich auch über Hassmails), das noch einmal in naher Zukunft mit Eiern probieren. Und dann ggf. weiter rumveganisieren, wie mit “No Egg”, mit Backpulverzugabe etc. Auf jeden Fall sind das schöne Waffeln, “mal was anderes”, allerdings im positiven Sinne. Ich freue mich auf mein morgiges Waffelfrühstück und darüber, ausnahmsweise einen Grund zum Aufstehen zu haben.
[UPDATE] 22.01.13
Am nächsten Tag sind sie ebenfalls lecker, aufgebacken sogar noch einen Ticken mehr. Dennoch auch gut für unterwegs.
Tina machte in den Kommentaren darauf aufmerksam, dass in Belgien eine bestimmte Form des Waffeleisens Verwendung findet, bei der sich das Eisen rotieren lässt und das Resultat wohl gleichmäßiger und allgemein besser wird. Das hier dargestellte Resultat ist auf jeden Fall zufriedenstellend, mit den Zuckerbröckchen muss allerdings noch experimentiert werden.
Zutaten für 6-12 Waffeln, je nach Größe
- 250g Mehl
- 150ml Sojamilch
- 1 EL Speisestärke
- 125g Alsan, in kleinere Stücke geschnitten
- 2 EL brauner Zucker
- 1 halber TL Salz
- 1 Päckchen Hefe
- 1 Päckchen Vanillezucker
- 100g Hagelzucker/Perlzucker
Zubereitung (Dauer ca. 2 Stunden)
Alles bis auf den Perlzucker mit dem Knethaken verrühren. Keine Angst, der Teig muss kleben. Mit einem Tuch abdecken und eine Stunde gehen lassen. Den Perlzucker dazugeben, mit einer Gabel vermischen und noch einmal 30-45 Minuten gehen lassen. Das Waffeleisen – am besten ein tieferes mit eckiger Form, keine Herzen oder so – vorheizen, jeweils ca. einen gehäuften Esslöffel (dann werden’s ca. 12 kleinere Waffeln) des Teigs in die Mitte geben, zuklappen und 3-4 Minuten backen. Ich bin nicht für gleichessen, sondern auf einem Rost abkühlen lassen, die Waffeln werden dann auch knuspriger. Wenn sie abgekühlt sind, in eine Dose packen; dort halten sie sich ein paar Tage. Wer mag, kann sie dann noch einmal vor dem Verzehr aufbacken, dann sind sie wie frisch (sagen Leute im Internet, nicht ich; falls ich merke, dass sie beim Aufbacken giftige Dämpfe freisetzen, explodieren oder zum Leben erwachen, werde ich das hier aktualisieren).
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